Tag 64

Als ich aufwache regnet es in Strömen und innerhalb von wenigen Minuten bin ich plitschnass. Dabei ist es auch noch sehr kalt und ich kann meine Finger kaum bewegen, weil sie so steifgefrohren sind. In der Pause baue ich mein Zelt auf, um zumindest ein wenig Schutz zu haben. Das dauert mit den kalten Finger doppelt so lange und auch im Zelt ist es kalt und nass. Der Nachmittag wird dann richtig hart, denn ich komme in den Schnee. Der Weg führt die ganze Zeit am steilen Hang entlang und da der Schnee schon angetaut ist passiert es wieder einmal… Ich mache einen falschen Schritt und rutsche den Hang hinab. Ich kann mich gerade noch an einem kleinen Baum festhalten. Nach diesem Sturz schmerzt mein linker Oberschenken und ein paar meiner Finger haben Schrammen und bluten. Das ist der Moment, an dem ich einfach nicht mehr weiter möchte und überlege den Notruf zu rufen. Doch nachdem ich mein Bein untersucht habe und feststelle, dass ich noch laufen kann, wandere ich weiter. Ich bin fix und fertig mit den Nerven. Das ist auch der Grund, wieso es heute das erste Mal kein Bild gibt und der Blogeintrag erst Tage später online kommt. Da ich nur noch raus aus dem Schnee möchte beeile ich mich. Dann habe ich es endlich geschafft und komme wieder auf den Trail, diesmal sogar schneefrei. Wenig später sehe ich drei andere Wanderer, um ein Lagerfeuer stehen. Ich bin unglaublich erleichtert. Die  drei sind für eine Woche zum Wandern auf dem PCT unterwegs und helfen mir meine Sachen zu trocknen. Ich bin total unterkühlt und aufgelöst. Sie können kaum glauben, dass ich durch den Schnee gewandert bin und wollen alles über meine Wanderung wissen. Also erzähle ich von den letzten Tagen, Wochen und Monaten. Alle sind sehr gespannt und am Ende sagt der eine: You are a tough girl. 

Das war ich die letzten Wochen wohl tatsächlich, doch so möchte ich nicht mehr weiter machen. Ich habe keinen Spaß mehr am Wandern im Schnee und ich ich bin echt nochmal mit einem blauen Auge davongekommen. Im Gegensatz zu mir hatten viele andere Wanderer (z.B. auch Patrick und Chae) nicht so viel Glück wie ich. Patrick ist genau wie ich den Berg hinab gerutscht, hat sich dabei an der Hand und auch am Fuß verletzt, weswegen er jetzt eine Pause einlegen muss. Chae ist bei einer Flussüberquerung in den Fluss gefallen und konnte gerade noch gerettet werden. Jetzt beendet er seine Wanderung auf dem PCT. Da ich meine Wanderung nicht beenden möchte, jedoch nicht weiterhin jeden Tag mein Leben und meine Gesundheit aufs Spiel setzen möchte, entscheide ich mich 1-2 Wochen Pause zu machen. Ich hoffe in dieser Zeit schmilzt der Schnee und ich kann meine Wanderung danach fortsetzen. 

Denn die letzten Tage waren sowohl psychisch als auch körperlich sehr anstrengend. Das ständige Wandern im Schnee, die Bären, der Regen…. Ich fühle mich einfach nur noch ausgelaugt und gönne mir selbst jetzt ein wenig Zeit um mich auszuruhen. Was ich in dieser Zeit mache steht noch nicht fest, aber ich werde euch auf jeden Fall auf dem Laufenden halten 😉 

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